Geschichte

Unsere Bruderschaft ist zweifellos die älteste, auf kirchlicher Basis aufgebaute Vereinigung in unserem Ort. Über ihr Alter und ihre Entstehung ist urkundlich nichts mehr vorhanden. Soweit die Urkunden nicht durch Kriegswirren und Beschlagnahme verloren gingen, sind diese sehr wahrscheinlich der Nachlässigkeit frühere Brudermeister und Geschäftsführer zum Opfer gefallen. Das älteste Dokument ist ein Königssilber aus dem Jahre 1741, als ein Johannes Engels aus Lützerath König war, ferner ein Kassenbanzen vom Jahre 1811, der aber nichts über das Alter der Bruderschaft aussagt.

 

Unsere Bruderschaft wurde, fußend auf die Festivitäten des 375-jährigen und 400-jährigen Bestehens, im Jahre 1555 gegründet. Danach hätten zumindest 1930 noch Urkunden über die Gründung vorhanden sein müssen. Vermutlich ist unsere Bruderschaft, wenn auch in anderer Zusammenstellung, weit älter. Wehrhafte Männer schlossen sich schon in den unruhigen Zeiten des 14ten Jahrhunderts zu einer Wehr von Freiwilligen zusammen, die erst mit Pfeil und Bogen, später mit Flinten und Musketen bewaffnet, den Schutz des wehrlosen Bevölkerung übernahmen.

 

Diese Bruderschaften waren keine Gilden oder Zünfte. Jeder Bürger der ehrlichen Herkunft war, einen unbescholtenen Ruf besaß und die Pflichten eines guten Hausvaters und Christen erfüllte, wurde als Mitglied aufgenommen.

 

Meistens, wie in unserem Falle, hatte ihr Zusammenschluss eine kirchliche Grundlage. Die Schützenbrüder stellten sich unter den Schutz eines Heiligen (bei uns der hl. Sebastianus). Sie hatten ihre kirchlichen Gottesdienste, ihre gemeinschaftlichen Kommunionen und Versammlungen. Ihre Fahnen und Abzeichen wurden von der Kirche gesegnet. Präses und geistlicher Vorstand war immer der jeweilige Pfarrer in der Gemeinde. Weil eben Ruhe und Ordnung, Sittsamkeit und Tugend des Glaubens wegen gepflegt werden, hatten die Bruderschaften dies betont religiöse Einstellung. Ihre kirchliche Bedeutung wuchs ganz besonders durch die Einführung des Fronleichnamsfestes und der Eucharistischen Prozession, deren Schutz sie in gefahrvollen Zeiten übernahmen. So wahr es für die Mitglieder der Bruderschaft selbstverständlich, an der Fronleichnamsprozession teilzunehmen.

 

Die Mitglieder unsere Bruderschaft nannten sich Brüder und Schwestern. Sie gaben sich Statuten und Ordnungen und schufen so den Rahmen, in dem sich das Bruderschaftsleben vollzog. Klassenkämpfe gab es bei ihnen nicht. Sie wollten miteinander und zu ihren Mitmenschen Bruder und Schwester sein, in praktischer Liebe und Hilfe.

 

In den unruhigen Zeiten, hauptsächlich aber auf dem Höhepunkt des dreißigjährigen Krieges, standen die Schützenbrüder, in unserem Falle auch die Schwestern, Tag und Nacht im Dienste ihrer Mitmenschen. Die Brüder, um die Heimat gegen herumstreifende Banden zu verteidigen und die ausgestorbenen Häuser vor Plünderungen zu bewahren, die Schwestern, in den Zeiten ansteckender Krankheiten, namentlich der Pest, die Kranken zu betreuen.

 

Später war die Hauptaufgabe unsere Bruderschaft die Armenpflege und das Spenden von Wohltaten. Sie war Träger der Caritas und das Spenden von Wohltaten. Das unser ältestes Königssilber aus dem Jahre 1741 stammt, ist kein Beweis, dass es nicht schon eher eine Kette Silber gegeben haben könnte. Eher ist anzunehmen, dass bei großen Notzeiten das Silber eingeschmolzen wurde, um mit dem Erlös desselben der größten Not abzuhelfen.

 

Neben dem Brudermeister gab es einen Spendenmeister. Er hatte die Aufgabe, die einkommenden Spenden, das Pachtgeld von etlichen Morgen Landes, die Strafgelder, die Versteigerungsgelder (alle Offiziersstellen in der Bruderschaft mussten im dritten Jahr neu ersteigert werden), die Opfergelder und die Verleihungsgebühren für das Leichentuch zu verwalten. Nach Unterlagen im alten Kassenbanzen kam dabei eine für damalige Verhältnisse große Summe zusammen, und es wurde, laut diesen Dokumenten, sehr viel Not und Sorge gemildert. Aus diesem Aktionsprogramm der Schützenbrüder und Schwestern von damals erkennen wir, dass sie an das Schützenfest zuletzt und nicht zuerst dachten. Im Jahre 1855 stiftete unsere Bruderschaft, sicher aus Anlass des 300-jährigen Bestehens, ein Segenshochamt und richtete diese Stiftung mit 75 Reichstaler = 225 Goldmark (ca 6.300 €) ein.

 

Wenn auch der Zweck unserer Bruderschaft in erster Linie auf das engste mit dem kirchlichen Leben verknüpft war, so gehörte es auch schon in frühster Zeit zu den ureigensten Aufgaben unsere Bruderschaft, auch nach der weltlichen  Seite aufzutreten, wie es eben bei den Kirmessen heute noch üblich ist und das auch im Wort Kirmes begründet ist. Die Kirchweihfeste wurden mit großem kirchlichen Prunk gefeiert. Da nun an solchen Tagen viel Volk in den Kirchdörfern versammelt war, nahmen Händler jeder Art die Gelegenheit wahr, ihre Ware an den Mann zu bringen, und so kam es, dass sich der Markt entwickelte.

 

Dass bei uns im Ort durch einheimische Töpfer auch ihre eigenen Waren angeboten wurden, war selbstverständlich, und so entstand bei uns der Name “Döppesmaat“ = Töpfermarkt. Heute vornehm bezeichnet als Immerather Markt. Schausteller und Gaukler stellten sich ein, Musikanten kamen, und so wuchs allmählich das Volksfest heran, das wir heute, aus der kirchlichen Entwicklung heraus, Kirmes nennen. Dabei hatten die Bruderschaften, denen auch die Sorge um die Aufrechterhaltung der Ordnung und der Sitte im Verfolg ihrer eigenartigen Stellung oblag, die selbstverständliche Pflicht, diese ihre nach weltlichen Seite liegende Aufgabe zu erfüllen. Was lag nun näher, als dass sie die Ausgestaltung der Kirmessen in der Hand nahmen, und selber Träger dieser Veranstaltungen wurden. So entwickelten sich allmählich Vogelschuss und Prunkfeier.

 

Die 450 Jahre der Geschichte unserer Bruderschaft bedeuten eine nicht wegzudenkende geistige Grundlage in der gewachsenen Kultur unseres Ortes, die in der Devise unserer Bruderschaft „Glaube, Sitte, Heimat“ zum Ausdruck kommt.

 

Immerather Schützenbruderschaft
Zum 450-jährigen Bestehen der Schützenbruderschaft wollen wir hier einige besondere Ereignisse, aber auch die alljährlich sich wiederholenden Abläufe, nicht in Vergessenheit geraten lassen. Genauer betrachten möchten wir hier aber nur die Ereignisse nach dem zweiten Weltkrieg. Nach dem 2. Weltkrieg fanden erstmalig wieder Umzüge statt. Mit ca. 40 Teilnehmern veranstaltete die Schützenbruderschaft in den 50er Jahren wieder ein Schützenfest inkl. Festumzug. Ortsvereine, wie z.B. die Feuerwehr, der Sportverein oder Kegelclubs, nahmen in geliehenen Uniformen an diesem Umzug teil. Diese stellten Ritter- oder Biedermeieruniformen, Schillschen Offizieren, Husaren, preußischer Infanterie und französische Pioniere dar.


Die vom Schützenkönig vor dem 2. Weltkrieg zusätzlich zu seinem Königssilber getragene Krone war während der Kriegsjahre gestohlen worden. Trotz dieses Mangels und der zunächst geringen Anzahl von aktiven Schützenbrüdern fand ein schöner, großer und vielseitiger Schützenumzug statt. Da die Tradition der Umzüge gewahrt werden sollte, wurden die teilnehmenden Herren der Ortsvereine gebeten, beitrags- pflichtiges Mitglied in der Schützenbruderschaft zu werden. Dieser Bitte kamen sie gerne nach und die Anzahl oder aktiven S hützenbrüder stieg stetig an.Diese aktive Mitgliedschaft diente den Zugteilnehmern der Ortsvereine auch als Anlass, eine eigene Schützengruppe zu bilden.Diese wurden häufig aus den zuvor teilgenommenen Kegelvereinen, der freiwilligen Feuerwehr oder auch dem Sportverein gebildet. Auf diesem Wege entstand der 1. Jägerzug, bestehend nur aus Immerather Schützenbrüdern, während der 2. Jägerzug sich ausschließlich aus Pescher Schützenbrüdern zusammenschloss.

 

Einige Jahre später war man dann in der glücklichen Lage, nicht mehr auf die Leihgaben angewiesen zu sein und eigene Uniformen kaufen zu können. In den Jahren 1954 – 1966 kehrte man nach dem Schützenumzug zunächst im Zelt ein. Aufgestellt wurde es auf dem heutigen Marktplatz, der zu dieser Zeit noch eine blühende Obstwiese war, später wechselte man auf den Schulhof in Immerath. In dem dort aufgestellten Festzelt wurde 1958 auch das erste Bezirksschützenfest gefeiert, dem ein weiteres im Jahre 1970 folgte. Doch das Zelt diente auch als Ort für die Königskrönung nach dem Vogelschuß. Erst 1967 wurde der König erstmals in der Kirche St. Lambertus zu Immerath, vom damals neuen Pastor Robens, gekrönt.

 

Ein immer wiederkehrendes und für die Schützenbruderschaft wichtiges Ereignis war und ist die jährliche Wallfahrt nach Kevelar, die sich 1963 zum 150. Mal jährte. Vertreten durch den damaligen Brudermeister Corsten, dessen Stellvertreter Schmitz und Pastor Dominik, traten ca. 40 Schützenbrüder diese Wallfahrt an. Als Erinnerung ziert noch heute eine Plakette das alte Königssilber.

 

Eine seit den 60er Jahren vorherrschende und beliebte Tradition ist das musikalische Wecken des Schützenkönigs, und damit auch des ganzen Dorfes durch den Musikverein Holzweiler. Das Dankeschön zeigte sich stets in einer Einladung aller Musiker zum gemeinsamen Frühstück im Königshaus. Schon manch einmal war dies nicht ganz so problemlos abgelaufen, war doch die Nacht zuvor immer sehr lang und der Schlaf dementsprechend kurz gewesen.Was aber im Endeffekt eher das Frühstück zu einem heiteren Erlebnis machte.

 

Im Anschluss ans Frühstück nahmen die Musiker am Sonntagmorgen auch an der Kirchenparade und Kranzniederlegung am Ehrendenkmal auf dem Friedhof, sowie dem musikalischen Frühschoppen, teil. Es war  daraufhin selbstverständlich, das die Bruderschaftsmitglieder die Musiker zum gemeinsamen Mittagessen in Ihr Haus einluden, um dann, nach kurzer Erholung, das Programm mit dem großen Schützenumzug zu vervollständigen.Die Spätkirmes wurde in den Anfangsjahren vom Quartettverein in Zusammenarbeit mit dem Sportverein ausgerichtet. Die dabei erzielten Einnahmen dienten der Aufbesserung der Vereinskasse. Später erweiterte sich der Kreis der Ausrichter um die Schützenbruderschaft, jedoch ist seit 1976 die Schützenbruderschaft alleiniger Ausrichter der Spätkirmes.

 

Trotz der sicherlich schönen Feiern im Zelt, war die Zeit gekommen, den Ort der Veranstaltungen umzulegen. Mit tatkräftiger Hilfe der Immerather Bevölkerung wurde der Kaisersaal, der in früheren Jahren als Fruchtspeicher diente, umgebaut, so dass ab 1972 die Schützenfeste einen neuen stattlichen Rahmen bekamen. Der damalige Pächter des Kaisersaals, Hans Boss aus Holzweiler, übernahm in Eigenregie die Bewirtung der Gäste. Die Schützenbruderschaft war damit erst einmal nicht am Erlös beteiligt. So wurde auch das 425-jährige Bestehen der Schützenbruderschaft 1980, trotz Wunsch einiger, nicht in einem größeren Rahmen gefeiert, da die Ausrichtung dieses Jubiläums die finanziell schwache Situation noch weiter belastet hätte.

 

Zu Beginn der Frühkirmes 1994 wurde die neue Bruderschaftsfahne in der Kirche St. Lambertus zu Immerath von unserem damaligen Pastor Josef Jansen geweiht.Anlässlich dieser Fahnenweihe waren auch auswärtige Bruderschaften eingeladen und nahmen mit ihren Fahnen in der Kirche an der Zeremonie teil, zu der das Aufstellen aller Fahnengruppen hinter dem Altar gehörte. Bis 1997 waren regelmäßig, von den Gen re älen gerittene Pferde, im Zug vertreten. Ein unglückliches Ereignis, im Festzug der Frühkirmes scheute ein Pferd in Pes hc und warf seinen Reiter Peter Esser nach hinten ab, beendete diese Ära. Dieser Beschluss wurde auch durch die nächste Versammlung bestätigt.

 

Das Pferd stürzte zwar über die Hinterhand auf den abgeworfenen und am Boden liegenden Reiter, landete aber, zu seinem Glück im Unglück, nur auf seinem rechten Bein, sodass dieser mit schmerzenden Prellungen und einem Schrecken davon kam. Es gibt sicher noch vieles zu berichten und vieles bleibt doch unerwähnt. Dank all denen die sich die Mühe gemacht haben, mit Ihren Erinnerungen und Wissen die nicht in Protokollen nieder-geschrieben wurden, ein wenig Zeitgeschichte der Immerather Schützen- bruderschaft zu dokumentieren.